Eines Tages ist es soweit: Man muss ein Gerüst aufstellen, um auf der Baustelle weiter voranzukommen. Ein Gerüst selbst zu besorgen und aufzustellen, kann sich zu einer sehr aufwändigen Angelegenheit wandeln, wenn man damit bisher noch keine Erfahrungen gemacht hat. Jedoch ist es nicht unmöglich. Mit Überlegung und körperlichem Einsatz lässt sich auch dieser Schritt in Eigenleistung meistern.

Es ist zunächst zu überlegen, welches Gerüst man nimmt und wo man es herbekommt. Viele Gerüstbauer vermieten auch ihre Gerüste (ohne Aufbau). Andererseits findet man z.B. auf ebay-kleinanzeigen.de oft Gesamtpakete an Gerüsten, welche man für den Hausbau kaufen und verwenden kann. Das gekaufte Gerüst lässt sich in den meisten Fällen wieder für den selben Preis verkaufen, sodass hierbei keine Kosten entstehen.

Vor dem Aufstellen das Gerüst planen

Die Planung zum Aufstellen des Gerüsts ist essenziell. Während die Profis die Planung im Kopf machen, wird man als Laie nicht um eine Skizze kommen. Für den Anfang sollte man überschlagen, wie viel Gerüst insgesamt benötigt wird. Spielt man mit dem Gedanken ein Gerüst zu kaufen, so muss man bedenken, dass man auch viele passende Zubehörteile benötigt. Oft fehlen bei einem gekauften Gesamtpaket einige der benötigten Teile, sodass man explizit nach diesen suchen muss. Das ist häufig nicht so einfach, da nun der Gerüsthersteller und das Modell fest vorgegeben sind.

Zudem ist es wichtig zu wissen, zu welchem Zweck man das Gerüst aufstellt. Beispiele:

  • Maurerarbeiten
  • Dachdeckerarbeiten
  • Fenstereinbau
  • Außenputz

Aus dem Zweck ergeben sich die Gerüstaufstellung und notwendige Anpassungen am Gerüst.

Gerüst-Grundriss

Die meisten Baugerüste haben eine Standardlänge von 2,5 Metern und eine Höhe von 2 Metern. Die Breite beträgt dabei etwa 65 bis 70 cm. Die Öffnung zwischen Gerüst und Mauer darf beim Aufstellen eine Breite von 30 cm nicht überschreiten. Der Abstand sollte aber auch nicht wesentlich unter 30 cm liegen, damit man hier noch vernünftig arbeiten kann – z.B. beim Verputzen. Mit diesem Wissen man die Skizze (am besten maßstabsgetreu auf Millimeterpapier) bei einer Ecke und schaut, ob man mit den Längen so in etwa hinkommt.

  • TIPPS:
  • Dachüberstand beachten.
  • Konsolen (Ausleger) für weitere Bohlen verwenden.

Ein Gerüst aufzustellen benötigt einiges an Zeit und Kraft. Deshalb zahlen sich genaue Vorüberlegungen aus. In dem obigen Beispiel blieb der Dachüberstand unberücksichtigt. Deshalb würde sich die Art der Aufstellung zwar fürs Mauern, für den Fenstereinbau und fürs Verputzen gut eignen, jedoch würde man bei einem großen Dachüberstand Probleme beim Aufstellen des Dachstuhls und beim Dachdecken bekommen. Steht das Gerüst falsch, so muss man dieses vollständig abbauen und auf der richtigen Stelle erneut aufbauen. Das lässt sich vermeiden! Dazu gibt es Konsolen als Zubehör für das Gerüst, welche eine Verbreiterung des Gerüsts ermöglichen. Diese Konsolen gibt es z.B. für eine oder zwei weitere Bohlen. Die Verbreiterung mit Konsolen kann vom stehenden Gerüst aus in Richtung des Hauses oder vom Haus weg erfolgen. In dem nachfolgenden Beispiel ist die Verbreiterung des Gerüsts mit einer Bohle in Richtung Haus dargestellt:

In dem Beispiel kann man erkennen, dass man diesen Gerüstaufbau sowohl für Maurerarbeiten, als auch fürs Dachdecken und das spätere Verputzen verwenden kann. Für das vernünftige Arbeiten an einem Gewerk muss man mindestens zwei Bohlen breite Arbeitsfläche haben. Das Beispiel zeigt einen geplanten Dachüberstand und jeweils daneben eine zwei Bohlen breite Arbeitsfläche.

Wenn der Gerüstabstand vom Haus unter Berücksichtigung der einzelnen Gewerke festgelegt ist, beginnt man mit der Erstellung der Skizze. Dazu skizziert man zuerst maßstabsgetreu den Hausgrundriss und anschließend den Gerüst-Grundriss.

Gerüst-Zubehör

Spielt man mit dem Gedanken, ein Gerüst zu erwerben, so ist das Gerüst-Zubehör hierbei keinesfalls zu vernachlässigen. Nicht nur die einzelnen Komponenten für das Gerüst an sich, sondern vor allem auch die Anbau- und Erweiterungskomponenten können den Gesamtpreis extrem beeinflussen. Für den Gerüstaufbau werden in der Regel die folgenden Komponenten benötigt:

  • Geländer
  • Bordbretter
  • Doppelstirnträger
  • Diagonalen
  • Rahmen
  • Durchstiege
  • Bohlen
  • Geländerpfosten
  • Spindelfüße
  • Wandanker
  • Normalkupplungen
  • Ringösen
  • Gerüstnetze

Im letzten Abschnitt wurden die Konsolen als eine wichtige Komponente genannt, die einen kompletten Neuaufbau des Gerüsts bei einzelnen Gewerken überflüssig machen kann. Natürlich müssen nicht bei jeder Gerüst-Arbeitshöhe Konsolen verwendet werden, wenn man sie nicht gerade benötigt. Ist man beispielsweise gerade an den Dacharbeiten dran, benötigt man bei den darunterliegenden Arbeitshöhen die Konsolen nicht. Diese können dort abgebaut und bei der Dach-Arbeitshöhe angebaut werden. Dadurch kann man sich eine Menge Konsolen und zusätzlicher Bohlen sparen. In diesem Falle ergibt sich an einigen Stellen im Gerüst ein größerer Abstand, als 30 cm zwischen Haus und Gerüst. Diese Gerüststellen müssen für den Zugang durch ein Doppelstirngeländer (auch Affenschaukel genannt) gesperrt werden.

Gerade weil man einige Bereiche des Gerüsts später sperren muss, muss man sich vorher überlegen, wo man die Durchstiege mit der Leiter einlegt. Diese sollten sinnvollerweise nicht in den abgesperrten Bereichen liegen. Die Sicherheit des Gerüsts muss zu jedem Zeitpunkt der Nutzung gegeben sein. Zum einen kann es unter Umständen Probleme geben, wenn die Berufsgenossenschaft die Baustelle kontrolliert. Zum anderen möchte man sich nicht vorstellen, was passiert, wenn tatsächlich jemand auf der Baustelle durch unsachgemäße Aufstellung des Gerüsts verunglückt.

Gerüst-Fläche

Stöbert man im Internet und sucht nach Baugerüsten, so findet man oft m²-Angaben zu einer Fläche des Gerüsts. Wie wird dieser Wert berechnet? Es wird ein exemplarischer Gerüst-Aufbau angenommen und die Wandfläche berechnet, welche von dem Gerüst überdeckt wird.

Von diesen Werten sollte man sich nicht allzu sehr beeinflussen lassen. Der Grund liegt darin, dass mit gleichen Teilen sich je nach Aufbau unterschiedlich große Flächen ergeben können. Deshalb lohnt sich der Blick auf den tatsächlichen Inhalt eines Gerüst-Pakets.

Ein Beispiel:

Für die kleinstmögliche Einheit des Gerüsts (2,5m x 2m = 5m²) werden zwei Rahmen und zwei Bohlen benötigt.

Um das Gerüst um eine weitere Einheit an der Seite zu erweitern, benötigt man nur noch einen weiteren Rahmen, sowie zwei weitere Bohlen. Es ergibt sich eine Fläche von 10m².

Um das Gerüst jedoch um eine weitere Einheit oberhalb zu erweitern, benötigt man zwei weitere Rahmen und zwei weitere Bohlen. Die Fläche bleibt jedoch mit 10m² gleich.

Man erkennt hierbei, dass man mit der Flächenangabe als Verkäufer tricksen kann. Darauf sollte man als Käufer nicht reinfallen.

Sobald man sich festgelegt hat, wie das Gerüst stehen soll, kann man mit der Auszählung benötigter Teile beginnen (siehe Zubehör-Liste weiter oben).

  • Einige Regeln, die für den Aufbau wichtig sind:
  • Mindestens eine Diagonale pro Fläche und Stockwerk
  • Diagonalen zwischen Stockwerken treffen sich an einem Punkt
  • Zwei Geländer pro begehbare Einheit
  • Etwa ein Wandanker pro vier Einheiten
  • Eine Affenschaukel pro offener Stirnseite
  • Mindestens ein Durchstieg pro Stockwerk

Gerüst aufstellen

Das Aufstellen von Gerüst sollte nur von Personen ohne Höhenangst erfolgen. Beim Aufbau erreicht man sehr schnell gefährliche Höhen, auf denen man mit schweren Gerüstteilen hantieren muss. Während die untersten Einheiten nach dem Aufstellen (möglichst mit Wasserwaage*) perfekt gerade ausgerichtet werden sollten, ist es bei den darauf folgenden Stockwerken nicht mehr notwendig.

Im ersten Schritt werden mit zwei Mann zwei Rahmen aufgestellt, auf die Rahmen werden zwei Bohlen aufgelegt und die Konstruktion anschließend mit einer Diagonale gegen seitliches Kippen gesichert. Nun werden noch zwei Geländerholme eingehängt. Damit ist eine Einheit fertiggestellt. Der Rest wird nach der gleichen Vorgehensweise aufgestellt, jedoch ist dies deutlich einfacher, da man nur noch an die bestehenden Einheiten “anbauen” muss. Nicht zu vergessen: Das Gerüst ist sofort (also noch während des Aufbaus) mit Wandankern zu sichern. Andernfalls könnte das Gerüst von der Wand weg kippen.

Auf den Arbeitsebenen müssen Bordbretter angebracht werden. Diese verhindern, dass auf dem Gerüst abgelegte Werkzeuge seitlich vom Gerüst herunterfallen können.

Überall dort, wo man herunterfallen kann (z.B. zwischen Wand und Gerüst, wenn der Abstand größer 30 cm ist), müssen Geländer in 50 cm und 100 cm Höhe angebracht werden.

Ein fertiger Gerüst-Aufbau könnte dann wie folgt aussehen:

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